Projekt «Uchat-Schule» ganz im Norden Mumbais des RC Zug

Im Norden Mumbais, fernab der Metropole, entsteht seit 2018 für Bauernkindern eine Englisch-Medium-Schule. Der Bau dieser Schule erfolgt in Etappen. Verantwortlich für den Aufbau und den Unterhalt der Infrastruktur, für die Suche und die Weiterbildung der Lehrpersonen und für die Entwicklung des Unterrichts ist der örtliche Rotary-Club Bombay North-West Malad. Bereits besuchen 430 Kinder vom Kindergarten bis zur 10. Klasse die Uchat-Schule. Langfristig sollen bis zu 1’000 Mädchen und Buben den Unterricht besuchen können. Im Rahmen seiner dreijährlichen Bildungsrecherchen im Ausland lernte Rot. Urban Bossard die Uchat-Schule kennen.

Seit 2019 unterstützt der Rotary Club Zug dieses langfristige Schulprojekt. Es war der Spirit der Jugendlichen, deren Leistungsbereitschaft, es war die Sorgfalt und die Leidenschaft der Mitglieder des RC Bombay North-West Malad und deren Respekt gegenüber den fast mittellosen Bauerneltern, auch die Leadership-Fähigkeiten des Schulleiters und die Ordnung auf dem Schulgelände und in den Schulzimmern, die Rot. Urban Bossard überzeugten.

Erfahren Sie mehr über das Projekt, die Motivation, den Aufbau der Schule, die Fortsetzung und das Ziel im nachfolgenden Text von Rot. Urban Bossard und Rot. Karin Stadlin.

Die Uchat-Schule – ein langfristiges Projekt für umgesiedelte Bauernkinder

Ganz im Norden Mumbais, fernab der Metropole, entsteht seit 2018 für Bauernkindern eine Englisch-Medium-Schule. Damit diese – infolge eines Staudammbaus umgesiedelten Mädchen und Buben – im Grossraum Mumbais mit rund 26 Mio. Einwohnern beruflich Anschluss finden, lernen sie ab der 1. Klasse Englisch.

Diese Bauernkinder gehören zu den Ärmsten. Die Eltern sind meist Analphabeten, sie leben vom Reis- und Ackerbau.

Der Bau dieser grossen Schule erfolgt in Etappen. Mit dem Ziel, dass bei Abschluss des Bauvorhabens rund 1’000 Schülerinnen und Schüler die Schule von der 1. bis zur 10. Klasse besuchen können.

Im Umkreis von rund 70 km gibt es im rückständigen Bezirk Palghar des zweitgrössten indischen Bundesstaats Maharashtra bis heute keine Englisch-Medium-Schule. Die Uchat-Schule nimmt Schülerinnen und Schüler von rund 40 kleinen Gemeinden auf. Diese kommen meist zu Fuss in langen Märschen zum Unterricht, zum Teil werden sie auch von den Eltern mit dem Motorrad transportiert. Seit kurzem kommen auch einzelne mit dem Schulbus.

Verantwortlich für den Aufbau der Infrastruktur, für die Suche und die Weiterbildung der Lehrpersonen und für die Entwicklung des Unterrichts dieser abgelegenen Schule in den Reisfeldern ist der örtliche Rotary-Club Bombay North-West Malad.

Für den Betrieb und den Unterhalt vor Ort sorgen die Bauern selbst. Sie tun dies ehrenamtlich. Diese Bauern mit ihrem äusserst kargen Einkommen waren es auch, welche den lokalen Rotary-Club Bombay North-West Malad um Hilfe für den Aufbau dieser English-Medium-Schule baten. Sie stellten auch das Land für den Schulbau zur Verfügung.

Links: Die Schulwege sind lang. Aus 40 Dörfern kommen die Mädchen und Knaben zur Uchat-Schule. Rechts: Viele Kinder werden aus den weit abgelegenen Dörfern von den Eltern in die Uchat-Schule gefahren.

Warum Unterricht in Englischer Sprache?

Diese Bauernkinder sprechen zu Hause Marathi. In den öffentlichen Schulen, die in der Unterrichtsgestaltung und in der Infrastruktur äusserst bescheiden sind, werden sie in der Landessprache Marathi unterrichtet und lernen als erste Fremdsprache Hindi.

Die Eltern dieser Kinder sind Adivasi. Dies ist eine indigene Bevölkerungsgruppe. Sie gehören zu den Allerärmsten. Sie sprechen Marathi, kein Englisch und kaum Hindi. Es sind Bauern mit einem kargen Einkommen. Aber sie glauben an die Zukunft ihrer Kinder. Und sie möchten, dass ihre Kinder im prosperierenden Umfeld von Mumbai beruflich Anschluss finden. Dazu sind sie bereit, monatlich rund 5 bis 7 Franken (500-700 Rupien) zu bezahlen.

Für Eltern, welche dieses Schulgeld nicht bezahlen können, haben die Rotarier einen Fonds errichtet.

Links: Rot. Dr. Karin Stadlin und Madeleine Bossard mit Eltern der Schulkinder und der Club-Präsidentin Rot. Mangla Joshi im grünen Sari am 23.10.2024. Rechts: Rot. Dr. Karin Stadlin und Madeleine Bossard treffen ein Mädchen, welches sie bereits im Oktober 2022 besucht hatten. Rechts mit grünem Sari Club-Präsidentin Mangla Joshi.

Was wurde bis heute gebaut und wie viele Kinder besuchen die Schule?

Seit 2018 bis heute sind ein Kindergartengebäude, 12 Schulzimmer, eine kleine Aula, ein Zimmer für die Lehrpersonen, ein naturwissenschaftliches Zimmer, ein Toilettenblock und ein Spielgelände mit einem Cricketfeld erstellt worden.

Bereits besuchen 430 Kinder, 240 Mädchen und 190 Knaben, die Uchat-Schule, vom Kindergarten bis zur 10. Klasse. Langfristig sollen bis zu 1’000 Mädchen und Buben den Unterricht besuchen können.

Wer ist die treibende Kraft vor Ort?

Die treibende Kraft des Projekts ist Rotarier Kiran Patel, zusammen mit Rot. Gautam Acharya und Rot. Dr. Vipul Patel. Sie beraten, sie unterstützen, sie vernetzen. Für sein weitsichtiges Wirken im Bildungsbereich wurde Kiran Patel im Jahr 2022 von Education World mit dem Lifetime Achievement in Education Leadership ausgezeichnet.

Wer unterstützt dieses Projekt in der Schweiz?

Seit 2019 unterstützt der Rotary Club Zug dieses langfristige Schulprojekt mit einem jährlichen Beitrag. Dies zusammen mit der Einwohnergemeinde Baar, auch der Kirchgemeinde Baar und privaten Spenderinnen und Spendern.

Links: Nach dem Besuch der Uchat-Schule im clubeigenen Lokal bedankt sich der Hauptförderer der Schule, Rot. Kiran Patel, bei den Gästen aus der Schweiz für die fünfjährige Zusammenarbeit. V.l.n.r. Rot. Kiran Patel, Rot. Urban Bossard, Rot. Dr. Karin Stadlin, Madeleine Bossard, Luca Bossard, Nadine Schwendener, Club-Präsidentin Rot. Mangla Joshi, Clubsekretär Rot. Vishrut Shah und seine Frau Mansi Shah. Für sein weitsichtiges Wirken im Bildungsbereich wurde Kiran Patel (links) im Jahr 2022 von Education World mit dem Lifetime Achievement in Education Leadership ausgezeichnet. Rechts: Übergabe des Club Wimpels (nach vier Besuchstagen) am Club-Meeting vom Freitag, 25. Oktober 2025 im clubeigenen Lokal. Im Bild (v.l.n.r.) Rot. Dr. Karin Stadlin, Club-Präsidentin Mangla Joshi, Rot. Urban Bossard und Sekretär Rot. Vishrut Shah.

Wie kam es dazu? Ein persönliches Wort zur Motivation.

Überzeugt vom guten öffentlichen Bildungssystem in der Schweiz macht Rot. Urban Bossard (pens. Rektor und Bildungsrat, Kanton Zug) aus beruflich-persönlichem Interesse und zur eigenen Weiterbildung rund alle drei Jahre eine Bildungsrecherche im Ausland. Damit setzt er sich mit der öffentlichen Bildung in einem ausgewählten Land auseinander, auch mit der sozioökonomischen Struktur dieses Landes.

Bildung ist, das ist seine Überzeugung, Ausstieg aus Armut. Und Bildung ermöglicht Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Sie eröffnet Zugang zu Gesundheit und damit zu einem Leben in Selbst- und Mitverantwortung.

Rot. Urban Bossard interessieren die Herausforderungen dieser öffentlichen Schulen. Ob die besuchten Schulen eine lösungsorientierte oder eine problemorientierte Kultur haben, auch wie sie mit den meist fehlenden Ressourcen umgehen.

Beim Besuch der einzelnen Schulen spricht er immer mit den Verantwortlichen auf allen Ebenen. Nicht nur mit dem Kader, sondern ganz besonders mit den Kindern und den Jugendlichen und den Lehrpersonen.

Am Schluss dieser «Schulbesuche» zieht er jeweils Bilanz, was er gesehen hat, was ihn beeindruckt hat und welche Entwicklungslinien er als Potential für diese Schule identifiziert hat. Diesen Bericht erhalten dann die besuchten Schulen innert weniger Tage zugestellt.

So war es auch in Mumbai im Oktober 2019, als er über zehn öffentliche Schulen, auch in Dharavi, besucht hatte. In Mumbai gibt es Dutzende von öffentlichen Schulen. Die Infrastruktur ist meist marode, die Unterrichtsmethodik top-down, das Lohnniveau der Lehrpersonen tief. Positiv hervorzuheben sind die Coping-Strategien einzelner Schulen im Umgang mit den fehlenden Ressourcen. Sie machen vielfach aus wenig oder nichts das Beste. Beeindruckt hat ihn stets das gute Zusammenspiel der verschiedenen Religionen (Hinduismus, Islam, Christentum) in den einzelnen Schulen.

Links: Schülerinnen und Schüler im neuen Leseraum. Rechts: Rot. Urban Bossard am 23.10.2024 in einem Klassenzimmer.

Vom Zufall. Oder was den Unterschied ausmacht.

Die Uchat-Schule hat Rot. Urban Bossard durch Zufall am Schluss seiner zweiwöchigen Recherche kennengelernt. Dies nachdem er zahlreiche Schulen im Zentrum Mumbais besucht hatte. Es war ein indischer Rotarier, der ihn im Oktober 2019 einlud, die Uchat-Schule zu besuchen. Nur vier Schulzimmer und das Toilettengebäude waren gebaut. Man sah einzelne Profile für die geplante Erweiterung.

Im Gespräch mit den Lehrpersonen, dem Schulleiter (Umesh Mahadik), den ehrenamtlich wirkenden Bauern (Trust genannt) und den Mitgliedern des lokalen Rotary-Clubs stellte er bei allen Beteiligten ein aussergewöhnliches Engagement fest. Es war der Spirit der Jugendlichen, deren Leistungsbereitschaft, es war die Sorgfalt und die Leidenschaft der Mitglieder des RC Bombay North-West Malad und deren Respekt gegenüber den fast mittellosen Bauerneltern, auch die Leadership-Fähigkeiten des Schulleiters und die Ordnung auf dem Schulgelände und in den Schulzimmern, die Rot. Urban Bossard überzeugten.

Ganz besonders aber war es der sorgfältige Umgang der Lehrpersonen gegenüber den Kindern und Jugendlichen im Klassenzimmer, die ihn beeindruckten. Knaben und Mädchen sind hier gleichberechtigt. Dies ist nicht an allen Schulen selbstverständlich.

Dieser Spirit aller Beteiligten, diese Sorgfalt im Umgang mit den Kindern und Jugendlichen macht den Unterschied zu Dutzenden anderen öffentlichen Schulen in Indien aus.

Das war der Anfang. Und die Überzeugung, dass es sich lohnt, die Uchat-Schule als private Schule ohne staatliche Unterstützung beim Aufbau zu unterstützen. Die öffentlichen Schulen im Primarschulbereich sind in Indien vielfach derart karg ausgestattet und bieten kaum Perspektiven, so dass selbst einkommensschwache und bildungsferne Bauerneltern ihre Kinder an die Uchat-Schule schicken und das Schulgeld ansparen. Dies in der festen Überzeugung, dass sie ihren Kindern damit einen Ausstieg aus der Armut und eine Zukunft mit Perspektive ermöglichen.

Links: Mädchen und Buben im gleichen Klassenzimmer. Dies ist nicht überall der Fall. Rechts: In einem Klassenzimmer der Unterstufe.

Spenden

Das Gelingen grosser Projekte ist immer das Resultat vieler. Auch hier in der Uchat-Schule. Ohne zahlreiche Spenderinnen und Spender, ohne die indische Aspee Foundation, ohne die Einwohnergemeinde Baar, ohne den Rotary Club Zug, ohne die Kirchgemeinde Baar und vor allem ohne die Eigenleistung vieler Bauern und Rotarier vor Ort wäre das bisher Erreichte nicht möglich geworden.

Controlling

Das Controlling über die gespendeten Mittel aus der Schweiz erfolgt durch regelmässige Besuche vor Ort, durch Kriterien gestützte Gespräche mit den Mitgliedern des RC Bombay North-West Malad, durch den Dialog mit den Eltern, den Jugendlichen, den Lehrpersonen, den ehrenamtlich wirkenden Bauern (Trust), dem Schulleiter und durch regelmässigen schriftlichen und mündlichen Kontakt.

Jeder gespendete Franken kommt zu 100% am Bestimmungsort der Uchat-Schule in Mumbai an. Spenderinnen und Spender dürfen jederzeit versichert sein, dass alle Spesen (Reisen, Unterkünfte, Fahrer, Guide, Druckkosten, Präsente) ganz zu Lasten von Rot. Urban und Madeleine Bossard, resp. den Mitreisenden gehen.

Regelmässige Besuche

Ziel bleibt es, die Uchat-Schule und deren Lehrkörper regelmässig, d.h. mindestens alle zwei Jahre zu besuchen. Auch um die sinnvolle Verwendung der gespendeten Gelder vor Ort überprüfen und den Spenderinnen und Spendern darüber Rechenschaft ablegen und Danke sagen zu können.

Oben links: Rot. Dr. Karin Stadlin weiht am 23.10.2024 den ersten Schulbus ein. Unten links: Vor dem Erweiterungsbau der Schule. Adivasi-Mütter in ihren Festtagskleidern, rechts Schulleiter Umesh Mahadik; links in Blau Rajeev Patel, der Sohn der treibenden Kraft, Kiran Patel, und ebenfalls einer der Hauptförderer der Schule (beim Besuch vom 15.10.2022). Rechts: Kinder der Unterstufe bei der Einweihung ihres neuen Spielplatzes am 23.10.2024.

Aktueller Besuch vom 18. bis 27. Oktober 2024

In dieser Zeit besuchten die Zuger Rotarierin und Gynäkologin Dr. Karin Stadlin, Rot. Urban Bossard, Madeleine Bossard (dipl. Pflegefachfrau), Luca Bossard (Mlaw / Master of Arts Public Management & Policy) und Nadine Schwendener (Communications Business Partner, Siemens Schweiz) die Uchat-Schule.

Sie waren tief beeindruckt, was seit dem letzten Besuch im Oktober 2022 entstanden ist. Nicht nur in der Infrastruktur, auch im Klassenzimmer. Dabei konnte das neue Sportgelände (mit dem Cricketfeld) besichtigt und der neue Spielplatz für die Kinder der Unterstufe eingeweiht werden. Rot. Dr. Karin Stadlin konnte auch den ersten Schulbus seiner Bestimmung übergeben werden. Dass die sich im Aufbau befindende Uchat-Schule im September 2024 von Education World India in den Rankings (Private Schools Ranking) ausgezeichnet wurde, ehrte die Bemühungen aller.

Zug, 28. Oktober 2024

Links: Madeleine Bossard und Luca Bossard beim Besuch der Klassen. Rechts: Nadine Schwendener würdigt einen Schüler. Von Links nach rechts die beiden Hauptförderer der Uchat-Schule, Rot. Dr. Vipul Patel und Rot. Rajeev Patel. Rechts im Bild Mütter der Schulkinder. Ganz rechts der initiative Schulleiter Umesh Mahadik.